Grundsätzliches:
Die extracorporale Stoßwellentherapie (ESWT) nutzt Stoßwellen zur Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder. Eine Stoßwelle ist eine mechanische Druckwelle, die zum Beispiel bei Detonationen entsteht. Die medizinisch genutzten Stoßwellen werden auf verschiedene Weisen hergestellt und sind dadurch gut steuerbar therapeutisch einsetzbar.
Die erstmalige Anwendung der ESWT erfolgte in den 1980er-Jahren in der Urologie zur Behandlung und Zertrümmerung von Nieren-/ und Harnleitersteinen. In der Orthopädie fand die ESWT etwa zehn Jahre später Einzug in Therapiepläne diverser Erkrankungen und Verletzungen, wobei sich die Einsatzfelder und der Nutzen für PatientInnen durch Verbesserung der genutzten Geräte und Fortschreiten der Wissenschaft seither rasant vergrößert haben und sich auch weiterhin noch vergrößern werden.
Die ESWT stellt damit ein modernes, nicht-invasives Behandlungsverfahren dar, das gezielt zur Schmerzlinderung und Heilungsförderung eingesetzt werden kann. In der Orthopädie wird sie vor allem bei chronischen Muskel- und Sehnenansatzbeschwerden sowie Sehnenverkalkungen angewendet, aber auch z.B. bei verzögerter Knochenbruchheilung.
Indikationen:
Die ESWT eignet sich besonders für folgende Beschwerden:
- unterer Fersensporn/Reizung der Fußsohlenfaszie (Plantarfasziitis)
- Achillessehnenreizung (Achillodynie)
- Schulterbeschwerden wie Kalkschulter oder Sehnenreizungen
- Sehnenansatzreizungen am Ellenbogen (Tennis- und Golferellenbogen)
- Sehnenansatzreizungen am Hüftgelenk (Trochanter major-Syndrom)
- Patellaspitzensyndrom
- Muskelverspannungen und Triggerpunkte
- Verzögerte Knochenbruchheilung (Pseudarthrose)
- Knorpelverschleiß diverser Gelenke (Arthrose)
- Knotige Bindegewebsvermehrung in Hohlhand/-fuß (Mb. Dupuytren/ Mb. Ledderhose)
- viele weitere, individuell zu entscheidende Krankheitsbilder
Vor der Therapie erfolgt eine genaue Diagnosestellung, um sicherzugehen, dass die ESWT die geeignete Therapie der Wahl ist. Hierdurch können Erfolgsquoten von etwa 80-90% erreicht werden.
Wirkung:
Die Stoßwellen wirken tief im Gewebe, ohne die Haut zu verletzen. An den Schmerzpunkten werden hierdurch eine Reihe von positiven biologischen Reaktionen ausgelöst:
- Schmerzlinderung: Die Nervenrezeptoren werden durch die Stoßwellen beeinflusst, sodass der Schmerz reduziert wird.
- Verbesserte Mikrozirkulation: Die Stoßwellen regen den Stoffwechsel und den Lymphabfluss in den behandelten Regionen an
- Stoffwechselanregung: Der Zellstoffwechsel wird angeregt, wodurch Entzündungsprozesse schneller abheilen können.
- Geweberegeneration: Mikroschädigungen im Gewebe werden repariert, was zur langfristigen Schmerzlinderung beiträgt.
Ablauf der Behandlung:
Die ESWT wird ambulant in unserer Praxis durchgeführt und dauert in der Regel pro Einheit ca. 15 bis 20 Minuten. Der Behandlungsablauf gliedert sich wie folgt:
- Erstvorstellung: Zu Beginn werden Intensität, Dauer und Ausprägung der Beschwerden erfragt. Mittels klinischer Untersuchung und Ultraschall und ggf. weiterführender radiologischer Diagnostik erfolgt die Diagnosestellung. Bei entsprechender Indikation wird daraufhin die ESWT geplant.
- Vor jeder Stoßwellenanwendung bedarf in der Regel eine weitere Ultraschalluntersuchung, um den Therapiefortschritt zu dokumentieren.
- Die Anwendung der ESWT erfolgt mittels Anlegen des Stoßwellengenerators an die betroffenen Körperstellen. Über ein Kontaktgel werden die Schallwellen direkt auf das Gewebe übertragen. Während der Behandlung werden je nach Beschwerdebild mehrere Tausend Impulse abgegeben, dies dauert ca. 4-6 Minuten. Hierbei kann die Intensität der Stoßwellen jederzeit angepasst werden.
- Nach jeder Anwendung der ESWT wird jeweils eine massierende Vibrationstherapie der betroffenen/umgebenden Muskulatur sowie eine Kältereiztherapie durchgeführt.

ESWT Gerät der neuesten Generation der Firma Storz

Verschiedene Stoßwellenquellen (aus: https://www.storzmedical.com/de/stosswellen-physik-und-technik)

Indikationsbeispiel: Kalkschulter

Anwendung der ESWT im Bereich der linken Schulter

Anwendung der ESWT im Bereich der rechten Achillessehne
Nutzen und Vorteile:
- Schonende Alternative zu Operationen und anderen invasiven Eingriffen
- Kurze Behandlungszeit und keine Ausfallzeiten: Nach der Behandlung kann in entsprechender schmerzadaptierter Schonung sofort wieder der Alltag aufgenommen werden
- Langfristige Schmerzlinderung: Viele PatientInnen berichten bereits nach wenigen Sitzungen von einer deutlichen Verbesserung ihrer Beschwerden
- Förderung der natürlichen Heilungsprozesse ohne invasive Maßnahmen
- Breites Anwendungsspektrum: Insbesondere auch geeignet bei chronischen Schmerzen und Entzündungen, die auf andere Therapien nicht ausreichend ansprechen
Die Behandlung wird je nach Krankheitsbild drei- bis fünfmal in wöchentlichen Abständen durchgeführt. Gelegentlich sind noch mehrere Sitzungen nötig, um den vollen Therapieerfolg zu erreichen.